Wenn vom Leaky gut Syndrom gesprochen wird, geht es um die natürliche Schutzbarriere der Darmwand, die nicht mehr intakt ist. Umgangssprachlich ist dann von einem undichten bzw. durchlässigen Darm die Rede. Am schlimmsten betroffen ist in den meisten Fällen der Dünndarm.

Was ist das Leaky Gut Syndrom?
Ist der Darm gesund, wird von den Zellen der Darmwand ein dichter Zellverband gebildet. Von tight-junctions (Schlussleisten) werden die Verbindungsbereiche der einzelnen Zellen abgedichtet. Sobald diese tight-juncens undicht werden, entsteht das leaky gut Syndrom.
Dann werden unverdaute Bestandteile der aufgenommenen Nahrung, Toxine und Bakterien sowie andere Stoffwechselprodukte nicht mehr zurückgehalten und gelangen durch die defekte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Es kommt zu Entzündungen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern, zu denen auch Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoditis, Multiple Sklerose (MS), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Typ-I-Diabetes gehören.
Wird das bakterielle Gleichgewicht im Darm gestört, sind auch die Gehirnfunktionen betroffen. Als einziger Stoff im Körper kann Zonulin die Darmdurchlässigkeit und die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke kontrollieren. Die Blut-Hirn-Schranke verhindert, dass toxische Stoffe in die Hirnflüssigkeit gelangen. Sind allerdings die Zonulinwerte erhöht, kann es zu einem Leaky Gut Syndrom wie auch zu einem Leaky-Brain-Syndrom kommen.
Autoimmunerkrankungen im Zusammenhang mit einem undichten Darm
Immunkomplexe, gebildet aus Antikörpern und Antigenen, die den Blutkreislauf erreichen und sich an ein anderes Gewebe wie beispielsweise die Schilddrüse anlagern, können zu einem Kollateralschaden führen. Dieser nennt sich Hashimoto-Thyreoiditis. Forschungen, die diese These bestätigen, sind noch anhängig.
Besteht ein Zusammenhang zwischen Laktose, Gluten und Leaky-Gut-Syndrom?
Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass es sich andererseits um eine allergische Reaktion vom“Allergie-Typ-III“ handelt, wobei es sich um Laktose, Gluten und / oder andere Nahrungsmittel-Antigene handelt, gegen die Antikörper gebildet werden. Antikörper und Antigene bilden gemeinsame Immunkomplexe. Diese heften sich an die Darmwand an, schädigen ihr Gewebe durch die Bildung einer Entzündung. Diese entsteht als Zeichen der Immunreaktion.
Die jetzt erhöhte Darmdurchlässigkeit kann verantwortlich dafür sein, dass durch die Darmwand Bakterien und deren Giftstoffe aber auch Nahrungsbestandteile, die nicht verdaut wurden, in die Blutbahn gelangen. Von ihnen wird das Immunsystem des Darms aktiviert und eine Entzündungsreaktion ausgelöst. Immunzellen setzen Botenstoffe frei, wodurch die Durchlässigkeit der tight junctions noch mehr erhöht wird und die Entzündung fortschreitet. Der Teufelskreislauf hat seinen Anfang gefunden und wird ihn ohne Gegenmaßnahmen weiter fortführen.
Um dies besser zu verstehen, lesen sie folgend eine Kurzfassung über das „Immunsystem Darm“.
Aufgefaltet würde unsere Darmwand 300 bis 500 Quadratmeter umfassen. Ihre Doppelfunktion besteht einerseits darin, durchlässig zu sein für Nährstoffe und Flüssigkeit aus dem Inneren des Darms, damit diese vom Körper aufgenommen und verwertet werden können. Andererseits muss sie mit ihrem eigenen Schutzmechanismus Krankheitserreger und andere schädliche Substanzen zurückhalten. Die innere Schleimhaut, die mit einer Darmflora aus vielen unterschiedlichen Bakterienstämmen besiedelt ist, kleidet unseren ca. neun Meter langen Verdauungstrakt vom Mund bis zur Endstation, dem After, aus.
Im Dickdarm sind beispielsweise 300-400 unterschiedliche Bakterienstämme angesiedelt. Zusammen sind sie für die Bildung von ungefähr 100 Milliarden Bakterien verantwortlich und sollen, wie bereits erwähnt, alles Schädliche zurückhalten und andererseits Essenzielles weiterleiten. Die dritte Aufgabe der Darmflora als bakterielles Ökosystem besteht darin, Vitamine der B-Gruppe sowie Vitamin K und Folsäure herzustellen.
Dieses Ökosystem beginnt sich innerhalb von 24 Stunden nach der natürlichen Geburt im noch sterilen Darm des Neugeborenen durch den Kontakt mit der mütterlichen Darm- und Vaginalflora zu entwickeln. Das darmeigene Immunsystem in der Submucosa (unter der Darmschleimhaut gelegen) ist als dritte Abwehrbarriere nach der Schleimhaut und den Darmbakterien zu nennen. Es ist für 80 % des menschlichen aktiven Stoffwechsels verantwortlich.
Damit wird klar: Ist der Darm gesund, ist auch der Mensch gesund.(Zumindest meistens)
Wie entsteht das Leaky Gut Syndrom?
Eine Ursache findet sich in unserer „modernen“ Lebensweise. Zuviel Stress, besonders negativer Stress, Lebensmittel, die industriell verändert wurden und eine zunehmende Zahl an Umweltgiften sind für ein Ungleichgewicht im zusammenhängenden Ökosystem der Darmbakterien sehr häufig verantwortlich. Bedenklich ist, dass zum Nachteil der säurebildenden Bakterien eine Zunahme an fäulnis- und gärungsbildenden Bakterienbesiedelungen zu beobachten ist. Es kommt vermehrt zu Gärungsprozessen mit der Bildung von Fuselalkoholen. Vergleichbar mit einem Lösungsmittel schädigen diese die tight-junctions. Es kommt zu einem undichten bzw. durchlässigen Darm.
Welche Faktoren führen zu einer Dysbiose, die den Darm ebenfalls schädigen kann?
Unter einer Dysbiose ist eine Fehlbesiedelung des Darms mit Bakterien zu verstehen. Folgende Faktoren können als Auslöser in Betracht gezogen werden:
►Kaiserschnittgeburt
Es wurde bereits erwähnt, dass das Neugeborene bei einer natürlichen Geburt durch das vaginale mütterliche Milieu Darmbakterien erhält. Mittlerweile ist bekannt, dass bereits das Ungeborene im Mutterleib Signale von der mütterlichen Darmflora erhält. Bei einer Kaiserschnittgeburt fällt die vaginale Weitergabe an das neugeborene Kind weg. Es bleibt bei den Signalen im Mutterleib.
►Stress
Insbesondere dauerhafter Stress und negativer Stress wirken sich auf den Darm genauso schädlich aus wie auf andere Organe des menschlichen Körpers.
►Mangelhafte Ernährung
Diese führt nicht nur zu Fettstoffwechselstörungen sowie Übergewicht und Insulinresistenz, sondern schädigt auch den Darm und damit seine gesunde Funktionsweise.
►Medikamente
Insbesondere vom Arzt verschriebenes Antibiotika und jenes aus der Massentierhaltung sowie Chemotherapeutika und Antiphlogistika (Entzündungshemmer) schädigen nachweislich den Darm. Auch bei längerer Cortisoneinnahme kann es zu einem Leaky-Gut-Syndrom kommen, weil eine Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut nicht auszuschließen ist. Auch die langfristige oder dauerhafte von Nicht-steroidalen-Entzündungshemmern (Schmerzmitteln) schädigt in hohem Maße die Darmbarriere. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel Ibuprofen, ASS, Diclofenac und viele weitere.
Besonders schädlich ist ein zu hoher Konsum von Zucker. Besonders der Raffinadezucker, auch Haushaltszucker genannt, ist möglichst zu meiden. Er findet sich beispielsweise versteckt in Softdrinks, in gesüßten Fruchtsäften, fertigen Milch-Mix-Getränken, Süßwaren, in sogenannten Cerealienprodukten aber auch in Wurstwaren und Konserven.
Nicht weniger gefährlich ist ein hoher und / oder ständiger Konsum von Weizen. Weißmehlprodukte sollten nur ausnahmsweise zum Schutz unseres Darms gegessen werden.
Der Weizen unter den Kohlenhydraten ist deshalb so kritisch zu betrachten, weil er im Laufe der Evolution zum Eigenschutz Antinährstoffe gebildet hat. Zu ihnen gehört Gluten als spezielles Lektin und Weizenkeimagglutinin, das von vielen Menschen kaum oder gar nicht vertragen wird. Der Grund ist das im Gluten enthaltene Gliadin. Insgesamt handelt es sich um antinutrive Substanzen, mit denen der menschliche Organismus nur sehr begrenzt umgehen kann.
Mehr zum Thema Leaky Gut Syndrom kannst du hier finden.
Welche Symptome können beim Leaky Gut Syndrom beobachtet werden?
An erster Stelle steht der Leistungsabfall mit Konzentrationsstörungen und Energieverlust sowie zunehmend das chronische Müdigkeitssyndrom gefolgt von Migräne und depressiven Verstimmungen.
Die organischen Symptome:
Diese zeigen sich zum Einen in chronischen Gelenk- und / oder Muskelschmerzen.
Doch auch chronische Magen-Darm-Beschwerden unterschiedlicher Ausprägung können auftreten. Möglich sind einerseits eine Diarrhoe (Durchfall) oder andererseits eine Obstipation (Verstopfung).
Auch Flatulenzen (Blähungen), Bauchkrämpfe, Reizdarmbeschwerden und ein Völlegefühl sowie ein gestörter Reflux und eine chronische Magenschleimhautentzündung können auftreten.
Bekannt sind auch Blasen- und Vaginalinfekte, die wiederholt auftreten können.
Vielfach sind auch Akne, Neurodermitis und Ekzeme festzustellen.
Auf die Gefahr von Rheuma als Folge eines Leaky-Gut-Syndroms wurde in den 1980er Jahren bereits im Journal of Rheumatology aufmerksam gemacht.
Im European Heart Journal wurde ebenfalls in 2014 veröffentlicht, dass auch das Herz in seiner Funktion beeinträchtigt werden kann. Genannt werden Arteriosklerose und chronische Herzinsuffizienz. Durch ein nicht intaktes Herz-Kreislauf-System wird die Mikrozirkulation im Darm verschlechtert. Das Leaky-Gut-Syndrom kann sich verschlimmern.
Diabetes Typ I wurde von finnischen Wissenschaftlern im Jahr 2008 in Verbindung gebracht und MS (Multiple Sklerose) im Jahr 2014.
Im World Journal of Gastroenterology erklärten Bonaz und Mulak in 2015, dass über die Darm-Hirn-Achse ein Zusammenhang mit Parkinson bestünde. Die Krankheit würde im Darm ihren Lauf nehmen, weil es zu systemischen, also den ganzen Körper betreffende Entzündungen käme mit anschließender Aktivierung von Nervenzellen im Darm. Das führe zu den für Parkinson typischen Alpha-Synuclein-Ablagerungen.
In 2014 wurde im Journal Frontiers in Neurology über die Zusammenhänge in Bezug auf Migräne und (chronische) Kopfschmerzen hingewiesen.
Niederländische Forscher stellten 2014 eine Verbindung zu Autismus her, weil viele Betroffene eine völlig anders zusammengesetzte Darmflora hätten und häufig ein Leaky-Gut-Syndrom vorläge.
Durch eine verschlechterte Nährstoffaufnahme und erhöhte Nährstoffverluste kann es beim leaky gut Syndrom zudem zu Mangelerscheinungen kommen. Nahrungsmittelintoleranzen wie zum Beispiel eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) gehören vermehrt zu den Begleiterscheinungen.
Bezogen auf das Immunsystem kann eine Fehlregulation entstehen. Das fehlgesteuerte Immunsystem zeigt sich in Form von Allergien, Infektanfälligkeit, einer Candidose (Infektionskrankheiten durch Candida Pilze) sowie Autoimmunerkrankungen und diversen Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Zusammenhang zwischen Leaky Gut Syndrom und Candida
Bei rund 70 % der Erwachsenen, die gesund sind, lebt der Candida Hefepilz im Darm. Werden Antibiotikatherapien durchgeführt oder vermehrt isolierte Kohlenhydrate in Form von Zucker und Weißmehl (wie bereits erwähnt) konsumiert, kommt es zu einer übermäßigen Vermehrung des Hefepilzes, der dann die Darmschleimhaut schädigt.
Er verdrängt einerseits die gesunde Darmflora, die eigentlich die Darmschleimhaut schützen soll. Dann gibt der Candida Pilz Pilztoxine ab und schädigt so die Darmschleimhaut.
In Folge dessen kommt es zu einem undichten Darm und die Pilze sowie der Candida gelangen in den Blutkreislauf. Dort startet dann die Verbreitung in die Organe.
Wie ich meine Candida Infektion in den Griff bekommen habe, zeige ich dir gerne in meiner Behandlung.